Albtraum unter Palmen?

Die Entwicklungen in Europa bekomme ich hier in Asien natürlich auch mit. Es ist das Gesprächsthema Nummer eins. Krieg?! Was passiert gerade in unserem Europa?! Ich glaube, das fragt ihr euch auch jeden einzelnen Tag. 

Es wirkt wie ein Albtraum - unter Palmen mit Kokosnuss am Pool sitzend, kommt mir das seltsam unwirklich vor, während ich Petitionen unterschreibe und der Göga die Lage verfolgt. Es erinnert mich sehr an damals 2020, als wir in Thailand waren und Corona sich anfing auszubreiten.

 

Nun frage ich mich täglich,  gerade angesichts der Lage in Europa und auch hier in Sri-Lanka, wie ich einen Blog über Mode und Reisen schreiben kann. Das ist nicht das erste Mal, dass ich mir diese Frage stelle. Anderen Bloggern geht es wohl ebenso. Der Konsumkaiser nimmt mir die Worte aus dem Mund. Schon Corona ließ mich zweifeln und so manches Ereignis im privaten Umfeld auch. Aber immer wieder merke ich, wie gern ich blogge und mich mit euch austausche. Gerade auch in Zeiten, in denen wir alle, oder nur ich mich in einer gefühlten Ausnahmesituation befinde. Sich gegenseitig zuhören, auszutauschen und ja auch abzulenken, erscheint mir gerade dann wichtig. Eine gesunde Dosis Eskapismus kann nicht schaden. Eine Blogpause würde mir wirklich schwerfallen.  Auch wenn man den Kopf manchmal lieber in den Sand stecken würde. Ich merke selbst, wie gut mir die Ablenkung tut, wenn ich auf euren Blogs lese.

 

Schaut man sich hier in Sri Lanka mit offenen Augen und Ohren um, erkennt man auch leicht die Nöte, die viele Menschen hier haben.  Ich frage die Mutter kleiner Kinder, was ich für sie tun kann und die Antwort ist nicht „Bitte eine schöne Handtasche“ nein, sie lautet „Bitte Grundnahrungsmittel“. Wir haben Kinderkleidung und Nahrungsmittel eingekauft. So manchem armen Menschen (hier gibt es keine Rente, Sozialhilfe oder Arbeitslosengeld)  ein wenig Geld in die Hand gedrückt. Wir kaufen lokal. Zum Beispiel Nüsse vom Nüssemann, wie ich ihn nenne, aus dem abgedeckten Fahrradkorb. Sein Fahrrad schiebt er kilometerweit, selbst durch hohen Sand, um ein wenig Geld zu verdienen. 

Ich komme mir fast überheblich vor, als ich abwinke und weitergehe, weil ich nicht sehen möchte, wie eine Schlange aus dem Korb geflötet wird. Aber ich möchte Ausbeutung von Tieren nicht unterstützen. Der junge Mann lächelt und denkt sicher, ich hätte furchtbare Angst vor Schlangen. Das Problem ist ihm nicht bewusst, er verdient damit seinen Lebensunterhalt. Das wäre eigentlich das, was uns gerade hier beschäftigt. So im Urlaub. 

Ich lese bei Twitter von Flüchtenden nach Deutschland und dass viele Menschen versuchen Flüchtende aufzunehmen oder für sie zu spenden. Ich weiß ihr seid auch am Geben und helfen. 

Die Welt ist so verrückt. Und wenn man denkt, schlimmer geht nimmer, wird man eines Besseren belehrt. Leider. 

Ich wünsche euch gute Gedanken und auch mal Ablenkung vom Geschehen, jeder Mensch geht anders mit dieser Situation um. Ich habe im allerheiligsten Tempel von Sri Lanka für alle Menschen der Welt gebetet. 

Herzliche Grüße aus Sri Lanka, Tina